Objektivieren

Kurzbeschreibung

Objektivieren bedeutet, in einer Darstellung eine „nichtsubjektive Perspektive“ einzunehmen.

Funktionsweise und Leistung

Das wissenschaftliche Ideal „wahrer“ und allgemeingültiger Erkenntnis sieht vor, die Dinge so, wie sie tatsächlich sind, d.h. sachlich und unbeeinträchtigt von subjektiven Verzerrungen (durch Interessen, Wahrnehmungsdefizite etc.) zu erkennen. Dazu bedarf es eines objektiven Blicks „von nirgendwo“ auf das zu erkennende Ganze als solches. Da Menschen dazu nicht in der Lage sind, können sie sich nur um eine Annäherung an dieses Ideal bemühen. Für diese Annäherung gibt es Techniken der Intersubjektivierung, bei der man von subjektiven Erkenntnisanteilen zu abstrahieren versucht. Ausserdem gibt es eine lange Tradition, die den Standpunkt vertritt, das wir sogar Zugang zur echten Objektivität haben, da wir über Vernunft verfügen. Die AnhängerInnen dieser Auffassung betrachten die Verfahren und Gesetze der Vernunft (Logik und Mathematik) als objektiv.

Eine sachliche und objektive Erkenntnis hat pragmatische Vorteile: Erstens kann damit eine intersubjektive Verständigung (Konsens) erreicht werden und zweitens wird aufgrund prognostischer Genauigkeit eine erfolgreiche Interaktion mit der Welt möglich.

Vorgehen

Um Intersubjektivität zu Erlangen kann man verschiedene subjektive Perspektiven einnehmen und diese anschliessend miteinander vergleichen. Durch den Vergleich wird man Abweichungen feststellen können. Dort, wo man keine Abweichungen feststellt, kann man intersubjektive Gemeinsamkeiten beobachten, die Annäherungen an die allgemeingültige Objektivität nahelegen. Allenfalls kann man auch verschiedene Perspektiven miteinander zu vermitteln versuchen, indem man Zwischenpositionen einnimmt. Damit die Intersubjektivität möglichst hoch ausfällt, empfiehlt es sich möglichst unterschiedliche und vielzählige subjektive Perspektiven zu berücksichtigen.

Zielt man auf objektive Erkenntnis ab, kann man rationale Methoden anzuwenden: mathematisches und logisches Schliessen und Beweisen. Dabei geht man davon aus, dass die logischen Gesetze allgemeine Gültigkeit beanspruchen und sich kein erkenntnisfähiges Subjekt ihrer Geltung entziehen kann. Erbringt man also einen mathematischen oder logischen Beweis, geht man davon aus, dass dieser alle erkenntnisfähigen Subjekte zur selben objektiven Erkenntnis zwingt. Daher rührt der Anspruch der Begründbarkeit und Nachvollziehbarkeit in den modernen Wissenschaften: Wer mit einer neuen Theorie reussieren will, muss zeigen, warum deren objektive Wahrheit für alle gilt bzw. von allen nachvollzogen werden kann.

Davon ausgehend kann man auch Methoden und Instrumente entwickeln, mit denen verschiedene Subjekte einen Gegenstand untersuchen und dabei zu denselben Ergebnissen kommen können, indem ihre Subjektivität aus dem Untersuchungsprozess eliminiert wird (vgl. Beispiel unten). Formale und quantitative Methoden lassen sich beispielsweise sehr gut mathematisch verarbeiten.

Eine schwache Form von intersubjektiver Nachvollziehbarkeit besteht darin, einen (Erkenntnis-) Prozess schlichtweg zu dokumentieren.

Konkretes Beispiel

  • In der Wissenschaft versucht man mit quantitativen Messinstrumenten und Methoden Objektivität zu erzielen, die ihre Ergebnisse unabhängig von dem Subjekt produzieren, das sie bedient.
  • In einem politischen Entscheidungsprozess versucht man grundsätzlich seine persönliche Meinung nicht bloss als solche zu äussern, sondern auch sie mit nachvollziehbaren Argumenten zu begründen.

Prominente TheoretikerInnen

  • Thomas Nagel

Probleme

Es handelt sich hier um Konzepte, die philosophisch teilweise unterschiedliche Bedeutungen tragen und nach wie vor umstritten sind.

Verknüpft mit

  • Logik
  • Begründen
  • Standort und Perspektive wechseln

 

Übersicht über die Techniken

Vom Einfachen zum Komplexen

  1. Freies Assoziieren (Brainstorming)
  2. Mind Map
  3. Relevantes Auswählen
  4. Unterscheiden und Sortieren
  5. Relevantes Auswählen
  6. Definieren
  7. Grafisch Visualisieren
  8. Gestalt Finden
  9. Perspektive bzw. Standort Wechseln
  10. Objektivieren
  11. Zusammenfassen
  12. Paraphrasieren
  13. Beispiel Geben
  14. Metapher Bilden
  15. Narrativ Entwickeln
  16. Implizites explizit Machen
  17. Dogmen und Prämissen hinterfragen
  18. Ordnung Herstellen
  19. Logisches Schliessen und Beweisen
  20. Verallgemeinern / Aus Erfahrung schliessen (Induktion)
  21. Grundstruktur des (wissenschaftlichen) Erkennens
    1. Informationen Recherchieren
    2. Frage Formulieren
    3. Hypothesen Aufstellen
    4. Methode Auswählen
    5. Überprüfen (Verifizieren/Falsifizieren)
    6. Gedankenexperiment Anstellen
  22. Von der Erfahrung zur Theorie (Bottom-Up) oder umgekehrt (Top-down)
  23. Hermeneutisches Verstehen

 

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