Die letzte hirnblutung fand unter etwas ungewohnten Bedingungen statt. Da sich nämlich einige zufällig anwesende Gäste aus dem Ausland an der Diskussion beteiligten, führten wir das Gespräch so gut als möglich auf Englisch.
Überraschend fiel auch die Wahl des Themas aus, da keiner der im Netz gemachten Vorschläge eine Stimmenmehrheit auf sich vereinen konnte. Stattdessen wurde ein relativ spontan eingebrachter Vorschlag angenommen. Wahrscheinlich lag es an dieser Spontaneität, dass zu Beginn nicht immer ganz klar war, was denn genau die zu klärende Fragestellung sei. Nach einigen Präzisierungen verstand ich die Frage so: Aufgrund persönlicher Beobachtungen stellte sich für die Teilnehmerin, von der der Vorschlag kam, die Frage, ob es in der zeitgenössischen Kunst noch wirklich innovative und originär kreative Entwicklungen gibt, oder ob diese heutzutage nicht mehr stattfinden. Zur Veranschaulichung rekurrierte Sie darauf, dass es in der Kunstgeschichte immer wieder Entwicklungen und Strömungen gegeben habe, die grosse Umwälzungen oder Umbrüche im bestehenden Kunstbetrieb mit sich gebracht hätten. Wenn sie jedoch die zeitgenössische Kunst verfolge, dann stelle sie keine wirklich neuen Entwicklungen, sondern höchstens das Wiederholen und Rezyklieren früherer Strömungen fest. Bezeichnend hierfür sei die Tendenz, diese aktuellen Entwicklungen mit Präpositionen wie „Post-„ oder „Neo-„ zu versehen, wodurch sie in einen Bezug zu früheren, damals originären Bewegungen gesetzt werden. Durch diese Bezug nehmende Kategorisierungsweise wird zugleich festgestellt, dass die zeitgenössischen Bewegungen keine eigenen, sie selbst auszeichnenden Charakteristika aufweisen, was wiederum bedeutet, dass ihnen tatsächliche Innovation und Kreativität abzugehen scheint. Zugespitzt liesse sich daher die Frage formulieren, ob die Kunst an ihrem Ende angelangt sei bzw. ob die Kunst tot sei.