Donnerstag, 13. März, 20:00, Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, Zürich. Eintritt: 15.-
Schluss mit den schöngeistigen Wohlfühl- und Schmuseveranstaltungen! Philosophie muss auch weh tun können. Wir denken bis Blut fliesst!
Volume VI: Wir stiften eine Religion
Gott ist tot. Aber manchmal vermissen wir seine Güte und Strenge doch sehr. Könnten wir nicht einen neuen bekommen? Vielleicht einen, der uns noch lieber ist und dem wir besser Sorge tragen?
Willkommen beim grossen Do-It-Yourself-Workshop für religiöse Fanatiker! Wir geben dem Intelligent Design eine neue Bedeutung. Hammer, Blut und Hingabe mitbringen!
Wollten Sie nicht schon immer Ihre eigene Kirche gründen? Dann packen Sie die Gelegenheit beim Schöpfer und stellen Sie ihre messianischen Fähigkeiten unter Beweis! Scharen Sie Ihre AnhängerInnen mit unwiderstehlichen Heilsversprechen um sich und stechen Sie Ihre KonkurrentInnen im Wettstreit um die grösste Gefolgschaft aus. Mit ein wenig theologischer Raffinesse wird es ihnen gelingen, die Sehnsüchte unserer ausgezehrten Seelen zu stillen und das Feuer entrückter Begeisterung in uns zu entfachen. Opfern Sie die Vernunft auf dem Altar der übersinnlichen Verzückung und erwecken Sie uns aus dem Schlummer der säkularen Verblendung. Pflügen Sie das brachliegende Feld der religiösen Verheissung und lassen Sie uns teilhaben an der alleinseligmachenden Offenbarung!
Seit die Herren Bush und Bin Laden die Privatsache des Glaubens wieder auf die politische Agenda gesetzt haben, gehört es selbst im säkularen Europa wieder zum guten Ton, sich in aller Öffentlichkeit zu bekennen. Und nachdem auch noch die Medien auf den Zug aufgesprungen sind, kommt man als interessierter Zeitgenosse kaum mehr darum herum, sich eine eigene Meinung in religiösen Fragen zu machen. Das Zürcher Philosophiemassaker nimmt sich der Herausforderung an und lädt ein darüber nachzudenken, ob und welche Religion angesichts der gegenwärtigen Lebensbedingungen überhaupt noch bestehen kann.
Ein Kommentar
Damit es hier auch noch mal gesagt sei: Es mutet seltsam an, wenn nach einem höchst polemischen Auftakt, der nicht wirklich Zweifel daran lässt, dass Religion in der angekündigten Veranstaltung als Ideologie begriffen werden soll, der jegliche Vernunft abgeht und die es versteht, menschliche Bedürfnisse für eigene Zwecke zu instrumentalisieren, dann plötzlich doch noch die Absicht formuliert wird, gemeinsam über Formen der Religion nachzudenken, die in unseren Verhältnissen lebbar sind.
Also was jetzt? Soll das Thema ernsthaft diskutiert werden oder ist es mehr so eine Spassveranstaltung, an der man seinen (ich behaupte in der Mehrzahl der Fälle unreflektierten) antireligiösen Gefühlen unter Beifall so richtig freien Lauf lassen kann?