Liebe Philo-Interessierte
Am Mittwoch, 4. April, findet um 20:00 im Cabaret Voltaire die zweite hirnblutung statt. Von den Rahmenbedingungen her bleibt alles beim Alten. Das heisst, nehmt bitte wieder selber Getränke und einen Fünfliber mit.
Ich hoffe sehr, dass sich möglichst viele von jenen, die schon beim ersten Mal dabei waren, wieder einfinden werden. Aber auch all jene, die es nicht geschafft haben, sind natürlich herzlich eingeladen, sich hirnblutung einmal anzutun und das ihre zur Ausgestaltung des Abends beizutragen. Ich werde mir meinerseits noch einmal überlegen, inwiefern wir den Anlass mit ein paar diskursiven Spezialeffekten etwas reisserischer gestalten können… ,-)
Und wer schon vorweg für etwas intellektuellen Aufruhr sorgen will, kann unter der folgenden Adresse einen thematischen Vorschlag für die Debatte posten. Ich werde wieder mit gutem Beispiel artig voran gehen.
http://hirnblut.elenchos.ch/?p=39
Ich freu mich auf eure Teilnahme.
Liebe Grüsse – imre
18 Kommentare
Wieviel ist uns ein Menschenleben wert?
In Afghanistan wurde kürzlich ein gefangen genommener italienischer Journalist gegen fünf Taliban getauscht. Und in Afrika sterben jährlich Millionen Menschen an Malaria, weil sie sich die nötigen Medikamente nicht leisten können, deren Kosten global gesehen jedoch lächerlich sind. Die Frage, wieviel unserer Gesellschaft ein Menschenleben wert ist, wird von einigen Kreisen, die sich für Wertefragen zuständig betrachten, als unzulässig erklärt (z.B. im Rekurs auf die menschliche Würde). Zugleich sehen wir uns ständig – z.B. auch in der Auseinandersetzung um die Kosten von Spitzenmedizin – mit der faktischen Praxis solcher Abwägungen konfrontiert.
Ich stelle daher zum einen die Frage, inwiefern es legitim ist, die (finanzielle) Bemessbarkeit des menschlichen Lebens zu erörtern. Und, sofern eine solche Erörterung für legitim befunden wird, stellt sich mir natürlich die Frage, wie wir diese Bemessung vorzunehmen haben? Ist es legitim, Wertunterschiede zwischen einzelnen Menschenleben (z.B. zwischen einer Inderin, einem Manager oder einem AIDS-Kranken) anzunehmen? Und wenn ja, anhand welcher Kriterien und welcher Währung kann und soll man diese Wertunterschiede berechnen? Wie liesse sich allenfalls das Postulat des unbezahlbaren Wert eines menschlichen Lebens mit seiner faktischen Bemessung zusammen denken? Eine Menge Fragen…
Diese Frage macht mir auch jeden Tag zu schaffen, obwohl ich weniger Denker als Träumer bin. Die wahren Philosophen mögen mir die Einfachheit des folgenden Kommentars darum bitte verzeihen. Ich weiss nicht, ob die Gedanken hierhin passen, aber in letzter Zeit störe ich mich stark daran, dass der „Wert“ – oder ist es die Beliebtheit, die Anziehung, die Bewunderung, das Ansehen eines Menschen (ob diese Begriffe überhaupt miteinander vergleichbar sind??) – hierzulande zum einen mit seinem schönen Aussehen, seinem Prestige oder aber dann – innerhalb der Bildungsschicht – mit seinem Intellekt, an seiner weisen Argumentationsfähigkeit, an seiner künstlerischen Ausdrucksfähigkeit steht und fällt. Mir ist schon klar, dass sich die Gesellschaft immer schon gerne in verschiedene Gruppen mit hohem und tiefem sozialen Status teilte. Aber ganz allgemein möchte ich wissen: Kann ich von intelligenten Menschen nicht verlangen, als mit ihnen „gleichwertig“ angeschaut zu werden, wenn ich zwar keine Ahnung habe vom Weltgeschehen, weder Philosoph noch Musiker noch Künstler bin und auch nicht schön, mich aber dennoch täglich darum bemühe, ein herzensguter, fairer, toleranter Mensch zu sein? Versteht jemand, was ich meine?
Im Übrigen gefällt mir der Titel dieser Veranstaltung überhaupt nicht – Hirnblutung finde ich einfach schrecklich.
m.e. ein spannendes Thema! Ich hoffe, ich kann kommen.
Hirnblutung gefällt mir übrigens auch nicht besonders.
Buhuhuu wie viel ist ein Mensch wert? Das ist ja eine meeega gemeine Frage. Ich finde blablabla … Hippiegebabbel … und überhaupt müssen wir uns alle viel lieber haben.
Das Ding heisst Hirnblutung und das ist auch gut so. Die gestellten Fragen dürfen ruhig ein bisschen weh tun. Fragen aber, wie die oben genannten machen es nicht. Das sind Fragen, die genau in der flaushig-weichen Zwischenschicht, zwischen harten praktisch-orientierten Fragen der Umsetzung von irgendwelchen Idealen (so ala „Wie bau ich mir meine eigene Revolution“ oder „Was kann ich konkret machen, dass es besser wird“) und auf der anderen Seite radikalen Fragen die nach Idealen suchen (so ala „was revolutioniere ich eigentlich“ oder „was wäre eigentlich besser“), herumtreiben in der Hoffnung von einer Hausfrauenfernsehsendung oder sonstigen Freizeitdenkern aufgenommen zu werden. Aber diese mühsamen Zwischendinger geben mir nicht allzuviel, denn es kommt nichts cooles dabei raus (ausser natürlich man kämpft sich zu konkreten Fragen vor). Zudem stell ich mir die Diskussion klasse vor:
Person A:“Aaalso ich finde … blabla …“
Person B:“Ja und ich finde …. (das gleiche wie A) …“
Person C:“Genau, aber ich finde … (das gleiche wie A und B, aber viel komischer ausgedrückt) …“
Person D:“Ihr habt recht und … (das gleiche wie schon gehabt, doch um eine triviale und zudem vernachlässigbare Konsequenz ergänzt, die aber sehr weit hergeholt werden muss und daher viel Redezeit beansprucht)“
Imre:“Hui, es ist schon wieder spät also bis zum nächsten mal“
A bis D gehen in Harmonie nach Hause und auch E bis K fühlen sich voll bestätigt in ihrer Meinung, dass Krieg, Folter und Unterernährung ganz böhse sind und das man etwas dagegen machen müsste.
Daher bin ich klar für eine Frage mit Substanz und gegen 20minuten-philospie.
Vorschlag: „Worin liegt die Wahrheit der Logik ?“ oder „Was macht die Faszination von Knetgummis aus ?“, genau oder „Warum finden soviele Leute Sovieles, ohne überhaupt zu suchen?“
hey brändli!
was ist denn in dich gefahren, dass du so austeilst? finds ja schön, dass du den namen von hirnblutung verteidigst, dann muss ich das nicht mehr machen. und es passt mir eigentlich auch wunderbar, wenn jemand nicht mit seiner meinung hinterm berg hält. aber wogegen sich deine kritik genau richtet bzw. was sie jetzt genau ausgelöst hat, ist mir also nicht ganz klar geworden. vielleicht müsstest du das mit der flauschigen zwischenzone – am mi ? – nochmals ausführen, da mir das in bezug auf die genannte frage nicht ganz einleuchtet. ich halte die frage, auch in der von pisolo formulierten form, für ziemlich brenzlig und wüsste nicht, was daran so harmlos ist.
was anderes ist natürlich die herangehensweise, mit der wir uns mit dieser frage auseinandersetzen wollen. aber ob die diskussion so beliebig und konfliktscheu rauskommt, wie du das beschreibst/befürchtest, das hängt ja letztlich von uns ab. und da würde ich einfach auf leute wie dich zählen, die dafür sorgen, dass das nicht eintreten wird. hoffe also sehr, dass du uns trotzdem beehrst.
Ich möchte keine Polemik anreissen, aber ich finde es nicht förderlich, den ersten Beitrag dieses Blogs gleich als flauschige Zwischenschicht abzukanzeln. Diese Vorgehensweise kann man wählen, muss man aber nicht.
Womöglich liegt es in der objektiven Wahrheit Konstanin Opels, dass man gute deftigen Debatten nur mittels Provokation anzetteln kann. Der Beispiel-Dialog der Personen A-D kann geradewegs als Destruktiv bezeichnet werden. Möglicherweise handelt es sich aber nur um eine zynische Beichte einer Person, die Angst hat, dass die DEPPatten könnten womöglich auf zu tiefem Niveau geführt werden?
Meine beiden Blogvorschreiber habe augenscheinlich das Heu nicht auf dem gleichen Boden. Ihre objektive Realität liegt ziemlich weit auseinander.
Da wären wir doch gleich beim Thema: Wer hat die Wahrheit?
liebe hirnbluter,
flauschig weiche zwischenschicht sind meines erachtens vor allem die statements dieses blogs – lasst eure hirnströme lieber an den fragen für morgen nagen; hier meine Vorschläge:
– weshalb bin ich ein guter mensch?
– woher kommt die angst?
noch ein wunsch für morgen: keine antworten zu finden, nur viele neue fragen…;)
okay. jetzt kommt ja doch schon etwas bewegung auf. ich versteh zwar immer noch nicht genau, was mit den flauschig weichen zwischenschichten gemeint ist, und was eigentlich die positive alternative dazu darstellen würde, aber da sich mittlerweile einige andere themenvorschläge eingefunden haben, stört mich das auch nicht weiter. bloss tu ich mich mir euren vorschlägen insofern etwas schwer, als ihr hinsichtlich der ausführung eurer fragestellungen gerade ins (meinem) entgegengesetzte extrem übertreibt. ohne relevanz oder qualität eurer vorschläge in frage stellen zu wollen, sind sie für mich einfach etwas zu knapp formuliert, als dass ich verstünde, worum es für euch genau geht. wenn intrakrania fragt, wer hat die wahrheit? dann weiss ich nicht, ob ich das jetzt auf die aktuelle diskussion beziehen soll oder ob damit eine allgemeine fragestellung gemeint ist, die für mich dann immer noch etwas erläuterungsbedürftig wäre. diese vieldeutigkeit trifft für mich bei einigen eurer fragen zu. weiss nicht, wie es den anderen geht, aber ich fänds nicht schlecht, wenn ihr euch das für mittwoch noch etwas genauer überlegen und ausführen könntet. freu mich auf jeden fall auf euer kommen.
Sorry, mein erstes Post hat den Ton wohl ein bisschen verfehlt, wie ich beim zweiten Mal lesen bemerke. Aber das hat mich auf eine, aus meiner Sicht relativ zentrale Frage der Ethik gebracht. Wie ernst darf oder muss ich mich selbst, andere oder Ideale nehmen? Ganz klar gehört das auch in die flauschige Zone zwischen Revolutionsplanung und Grundsatzdiskusion, doch macht sie ihre Flauschigkeit nicht unwichtiger, denn gerade diese Zone, mag sie noch so weich sein, hält Praxis und Theorie, Hand und Kopf zusammen. Mir geht es dabei um Fragen wie: Was ist falsch an einem Jugowitz? Darf man sich in Anbetracht der eigenen Nichtigkeit, des übermächtigen Unwissens, der absoluten Belanglosigkeit die uns eigen sein könnte, überhaupt ernst nehmen? Ist es überhaupt möglich sich gar nicht ernst zu nehmen? Woher nehmen wir uns die Legitimation eine (die eigene?) Ansicht, Einstellung oder Sache ernster zu nehmen als eine andere? Hätte Hitler gleich gehandelt, wenn er sich bewusst gewesen wäre, dass er nur „ein Arsch im Raum der Zeit“ ist? War er sich dessen vielleicht sogar bewusst? Ist es nicht absurd, dass sich ein Klumpen Materie ernst nehmen kann? Ist der Mensch gar mehr als ein Klumpen Materie? … und der Fragen unzählige mehr.
Nochmals, ich hoffe ihr habt meinen ersten Beitrag nicht allzu sehr als Angriff verstanden. Falls dem so ist, lest ihn nochmals, doch diesmal aus der Sicht eines Knetgummis (welcher und das ist schon echt erstaunlich, auf mich eine ungeheure Faszination ausstrahlt)
Hallo zusammen
Gute Idee, den Namen der Veranstaltung zur Debatte zu stellen – ich finde ihn zwar passend, aber ebenfalls nicht sehr schön!
Mein Themenvorschlag: Das Grenzgebiet zwischen Wissenschaft und Kunst bzw. Ratio und Pathos ergründen. Ich sehe mich immer wieder damit konfrontiert, dass man an der Uni ständig schlüssig argumentieren soll und korrekte Empirie vorlegen muss – dabei stelle ich mir auch liebend gerne Fragen wie „Was ist ein schönes Bild?“ oder „Berührt mich diese Musik?“. Es handelt sich um einen Kontrast, der sicher Fragen aufwirft, aber auch unglaublich spannend ist…
Noch etwas: Im Cabaret Voltaire finden ja auch immer wieder Veranstaltungen der Initiative Grundeinkommen statt – eine Idee, die immer realistischer wird (vergangene Woche wurden in Deutschland Studien zur Finanzierbarkeit publiziert) und die Welt verändern könnte. Eine Utopie zum Anfassen gewissermassen, die aber durch solche Denkzirkel wie die Hirnblutung erst in die grosse Welt bzw. in die kleinen Köpfe der Menschen getragen werden muss…
wunderbar, wie hier auf einmal die ideen aus dem boden schiessen. werden uns etwas einfallen lassen müssen, damit wir nicht den ganzen abend damit verbringen, uns auf die gemeinsame fragestellung zu einigen…
der name „hirnblutung“ steht übrigens nicht zur diskussion, den könnt ihr noch lange schrecklich finden, das nützt rein gar nichts. ist mir schon auch klar, dass er nicht nach jedermanns geschmack ist. glaub, das war eines der auswahlkriterien, das für ihn gesprochen hat.
Was wollt ihr eigentlich mit dem Mittel der ach so geliebten Logik über die Beschaffenheit der Welt diskutieren (wenn ich nicht alles falsch verstanden habe, ist das doch eure Absicht), obwohl diese nur in unseren hinkenden menschlichen Modellen existiert. Sie führt nur dazu, dass willkürliche Definitionen zu gross(artig?)en komplexen Gebilden werden, die sich teilweise in unseren Köpfen verankern. Sehnt ihr euch nur nach mehr solchen Ankern, an denen ihr eure unedliche Unwissenheit aufhängen könnt oder wollt ihr euch einfach mit möglichst vielen Modellen eindecken, in der Hoffnung eines einmal halb und halb passend überzustülpen? Wollt ihr jammern, wütend werden oder etwas verändern, auch wenn es nur dieser „Klumpen Materie“ ist, der ihr selber seid. Welche ausser den egoistischen Absichten könntet ihr denn in eurer Selbsthilfegruppe noch verfolgen? Kann es nicht sein, dass ihr versucht das Erlangen von anerkanntem Wissen zu einem Wettkampf zu machen, bei dem jeder der hinter einem ist als Verlierer abgestempelt wird. Oder tue ich euch Unrecht und sollte mich besser darauf verlassen, dass ihr alle „herzensgute, faire, tolerante Menschen“ seid? (fair wem gegenüber? und gegenüber was tolerant? sagt das eigentlich etwas aus?) Das tönt für mich eher wie jemand der zuschaut, der nicht eingreift, der meint die Fairness und die Toleranz würden ihm eine Lanze an den Hals halten. Gebt ihr euch mit dem Zusehen und dem Bewerten zufrieden, mit dem Besserwissen und dem kleinen Aufwand? Über das Leben reden, dass bin ich mir sicher, könnt ihr, aber wäre es nicht besser, zuerst einmal den Sprung ins kalte Wasser zu wagen um erst dann damit vor den Freunden zu prahlen.
Ich mach besser mal einen Punkt, da ich anfange abzuschweifen, liegt wohl daran, dass ich eine andere Art habe meine Probleme zu lösen als ihr.
hey geschwelti.
schön ketzerischer beitrag. sind ein bisschen viele fragen. werden das auf ein paar wenige herunter brechen müssen. ich würde ja behaupten, die meisten gehören zum philosophischen kanon (hähä). gehe ich daher richtig in der annahme, dass wir dich morgen auch in unserer selbsthilfegruppe antreffen werden, oder? dann könntest du uns vielleicht helfen, uns von unseren gedankenkrücken zu befreien.
„Gschwellti stinkt, lalalalalaaaa…“
sangen Übermut, Faulheit und Leichtigkeit bevor sie Kartoffeln aus dem kalten Wasser holten und sie roh verspeisten.
und wussten wie es sich anfühlt, eklige verschrumpelte Gschwellti zwischen ihren Zähnen zu haben.
hmhhh…? ihr scheint es kaum mehr erwarten zu können, oder wie muss ich die letzten beiträge verstehen? ich find dada und dali ja auch super. aber mir kommt das jetzt ein bisschen vor wie :
„Person C:’Genau, aber ich finde … (das gleiche wie A und B, aber viel komischer ausgedrückt) …’”
ich hoffe, ihr werdet nachher wieder etwas konkreter. bis gleich.