hirnblutung :: die Neunte :: Mi, 5. Dezember :: Cabaret Voltaire

Liebe KophilosophInnen
Dieses Mal hat es mit der Zusammenfassung so lange gedauert, dass ich sie euch gleichzeitig mit der Ankündigung der nächsten verschicke.
Bei der letzten hirnblutung haben wir über die Frage diskutiert, ob es so etwas wie Authentizität geben kann, und wenn ja, was wir uns darunter vorzustellen haben. Unser Gespräch wurde zudem von einem kleinen Metadiskurs unterbrochen, bei dem es um die Regeln und Modalitäten unserer philosophischen Auseinandersetzungen ging. Die Zusammenfassung der Diskussion bekommt ihr wie immer als PDF. Ausserdem könnt ihr Ergänzungen, Kritik und Kommentare unter folgender Adresse anbringen: http://hirnblut.elenchos.ch/?p=105
Dann findet schon nächsten Mittwoch die letzte hirnblutung in diesem Jahr statt. Ab nächstem Jahr werden die Wochentage dann wohl ein wenig variieren, damit auch alle jene mal zum Zug kommen, bei denen es bisher nie gepasst hat. Für nächsten Mittwoch könnt ihr hier eure Themenvorschläge posten: http://hirnblut.elenchos.ch/?p=106 Ich werde sicher auch einen anbringen.
Und ich werde euch anfangs der Woche nochmals einen kurzen Reminder zukommen lassen.
Liebe Grüsse und viel Spass beim Lesen – imre

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4 Kommentare

  1. Kann man unterscheiden, ohne zu werten? Falls nicht, wie soll man damit umgehen?
    Die Phrase, dass man zunächst einmal bloss unterscheide, noch ohne irgendwelche Wertungen vorzunehmen, ist uns allen vertraut (insbesondere aus Konfliktsituationen). Auch in Meditationspraktiken bemüht man sich, Dinge einfach so wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Solche Äusserungen legen also nah, dass wir unterscheiden können, ohne zu werten. Pragmatische, funktionale und evolutionäre Erkenntnistheorien werden dagegen die Feststellung gelten machen, dass wir Unterscheidungen allein bzw. eben gerade aufgrund der damit verbundenen Wertunterschiede vornehmen (also beispielsweise, weil sie unserem Überleben zuträglich sind), dass sich somit gar keine Unterscheidung ohne Wertung denken lassen.

    Ich halte die Frage daher für wichtig, da sie auch für unseren zwischenmenschlichen Umgang von Bedeutung ist. Wenn wir unterscheiden können, ohne zu bewerten, dann lässt sich beispielsweise ein moralisch neutraler Sexismus oder Rassismus denken, also der Standpunkt, dass es eine Differenz (zwischen Geschlechtern, Rassen etc.) anzuerkennen gibt und dass diese Differenz handlungsrelevant ist. Wenn wir aber keine Unterscheidungen treffen können, ohne sie mit Wertungen zu verknüpfen, dann stellen sich natürlich Fragen wie, ob es nicht sinnvoller wäre, auf diese Unterscheidungen zu verzichten, um die damit einhergehenden Wertungen zu vermeiden, oder, falls man nicht darauf verzichten möchte, inwiefern diese Wertungen problematisch sind, ob alle Wertungen gleich problematisch sind und wir wir mit dieser Problematik umgehen können.

  2. Entsprechend der letzten Hirnblutung, In der während der Diskussion auf die Thematik des freien Willens gewichen, aber aufgrund Zeitmangels abgebrochen wurde, möchte ich dieses Thema nun noch vorschlagen:
    Existiert ein freier Wille? Ist der Mensch fähig frei zu entscheiden, aus eigenen Stücken, von seinem Ich ausgehend? Oder ergibt sich jegliche Wahl zu jeder Zeit lediglich aus einem Summenspiel diverser Faktoren, die in mir auslösen, das ich mich für entsprechendes entscheiden muss? Können wir das Wollen doch wollen?
    Die Thematik dieses Dauerbrenners der Philosophie ist den Meisten wohl schon bekannt; wird in Gedankengängen wohl schon so manchem begegnet sein, so kann man sich leichtestens reinversetzen: Der Mensch, der immer in Situationen ist, wird von diesen Beeinflusst, wie ist das mit dem Wollen? Kann ich wollen, ohne von der Situation abhängig zu sein? Und was ist diese Freiheit in der Entscheidung überhaupt?
    Jede Entscheidung hat mit einer Situation zu tun, weil bei jeglicher Reflexion stets eine Situation als Referenz auftritt und auch die sogenannten Bauchentscheidungen der Situation entsprechend sein müssen. Kann eine freie Entscheidung auch innerhalb dieser Grenzen existieren? Kann ein freier Wille überhaupt formuliert werden? Liesse sich ein freier Wille beeinflussen, oder wäre dieser unabhängig dessen, was Situation ist, sowieso existent?
    In einem späteren Gesprächsverlauf kann darauf eingegangen werden, ob sich, sofern der freie Wille nun nicht existiert, etwas in unserem Leben zu ändern hat. Muss man sich, als bekennender Freiheitszweifler, diese Gegebenheit stets vor Augen führen; in jeder Situation? Kann sie Entscheidungen prägnant verändern?
    Dies alles sind Fragen, denen man sich stellen könnte; der Freie Wille lässt jedoch einen breiten Diskussionsraum, wobei viele andere Fragen und Assoziationen zu weiteren Themen eingebunden werden können/müssen.